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Von Alpträumen und Dunkelheit

In einem früheren Artikel erzählte ich euch ja bereits einiges über mein Leben und meine Ängste. >> hier zu lesen <<
Da ich einen Alptraum einfach nicht los werde, ihn öfter träume und er mich dann auch längere Zeit verfolgt, habe ich ihn einfach mal so aufgeschrieben, wie er vor einigen Jahren das erste Mal auftrat. In der Hoffnung, dass er mich dann in Ruhe lässt, lasse ich ihn jetzt einfach mal in die Welt hinaus:

Ein leises Fiepen stiehlt sich in meinen Schlaf. Langsam richte ich mich im Bett auf. Lara sieht mich erwartungsvoll an. Als ich mich aus der Bettdecke schäle, läuft sie aufgeregt zur Tür und kratzt mit ihrer Pfote daran. Ja, ich habe es verstanden… Vorsichtig öffne ich die Tür nur so weit, dass sie hinausschlüpfen kann, um nichts anderem den Raum zu geben ins Zimmer zu kommen. Meinen Körper verstecke ich hinter der Tür, um ja nicht in den Flur hinauszuschauen. Ich weiß, dass der Gedanke, es würde etwas in der Dunkelheit des Flurs auf mich lauern, albern ist, aber ich kann einfach nichts dagegen machen.
Als Laras Schwanz durch den Spalt hinaus ist, schließe ich die Tür schnell wieder. Ein Blick auf meinen Wecker zeigt mir, es ist erst Zehn vor Vier. Ich habe grade erst ungefähr zwei Stunden geschlafen. Ich klettere zurück ins Bett. Ohne Lara fühle ich mich einsam, aber ich mag sie nicht zwingen hier zu bleiben.
Ich schnappe mir meinen Kuschelfuchs und mein Nilpferd, das ich als Baby bekam. Mit Fuchsy im Arm fühle ich mich etwas sicherer.

Es ist Hochsommer und ich fühle die Hitze in meinem Zimmer. Da ich nicht mit offenem Fenster schlafen mag, kann keine kühle Nachtluft hinein. Müde wie ich bin, schnappe ich mir meine Decke, ignoriere die Stimme in meinem Kopf, dass ich nur mit dem Kopf unter der Decke sicher bin, strecke ein Bein seitlich unter der Decke hervor und lass den Rand auf meiner Hüfte liegen.

Mein Herzschlag pocht deutlich hörbar in meinen Ohren.
In der Mitte meines Zimmers steht ein sechsjähriger kleiner Junge. Aus dem blassen Gesicht starren mich unter schwarzen Haaren dunkle Augen an. Langsam kommt er dichter und dichter. Kalt kriecht die Angst in meine Glieder. Ich versuche mich zu bewegen, bin aber wie gelähmt. Er bewegt die Lippen nicht zu mehr als einem unheimlichen Lächeln und dennoch höre ich seine Stimme in meinem Kopf: „Dich hole ich jetzt!“.
Voller Panik versuche ich meine Decke zu erreichen. Da ich den Blick nicht von ihm losreißen kann, benutze ich meine Beine, um die Decke hochzuwerfen, damit sie mich verdeckt. Doch inzwischen ist das Kind so dicht, dass die Decke es mit einhüllt.
Aus Angst und kindlichem Glauben kneife ich die Augen zusammen. Wenn ich ihn nicht sehe, passiert mir nichts. Er verschwindet einfach…
Doch das halte ich nicht lange aus und öffne die Augen wieder. Mein Herzschlag steigt in schmerzhafte Höhe.
Nun steht er direkt vor meinem Gesicht, fasst nach meinen Armen und zieht mich aus dem Bett. Ich kann mich wieder nicht bewegen, höre meinen eigenen Herzschlag dröhnend laut und möchte nichts lieber als schreien, doch kein Laut kommt über meine Lippen.
Ich sehe wie die Füße des Jungen im Boden verschwinden. Er sinkt immer weiter im Laminat ein. Seine kleinen Finger sind fest um meine Handgelenke gelegt. Sein diabolisches Grinsen brennt sich mir in die Netzhaut, während ich nur denke, ich will nicht durch den Boden, wer weiß, wohin gezogen werden. Erneut versuche ich zu schreien, doch nichts geschieht. Todesangst überkommt mich. Verzweifelt versuche ich wieder und wieder zu schreien…

„Hi…lfe…“, krächze ich. Mein Herz rast. Panisch ziehe ich mir die Decke über den Kopf und rolle mich mit dem Gesicht zur Wand zusammen. Mein Körper zittert unkontrolliert und ich merke, wie mir der Schweiß aus jeder Pore rinnt. In meinem Kopf höre ich immer wieder die Stimme des Jungen aus meinem Traum: „Ich kriege dich noch!“ Es war doch ein Traum…? Auch meinen Namen ruft er immer wieder. Mir gehen noch andere Sachen wirr durcheinander durch den Kopf. Immer wieder deutlich zu verstehen ist der Satz: Alles was entsteht, muss einmal vergehen. Ich versuche die Panikattacke hinunterzuwürgen, doch immer wieder höre ich seine Stimme. Ich zittere immer stärker und bin inzwischen schweißgebadet. Ich möchte mich bewegen, die Decke von meinem Kopf ziehen und meiner Angst beweisen, dass nichts und niemand in meinem Zimmer ist, aber ich kann nicht. Die Angst hält mich in ihren Fängen. Eine gefühlte Ewigkeit liege ich so. Als ich die Angst etwas niedergerungen habe und mich wieder halbwegs bewegen kann, blicke ich auf die Uhr. Es ist erst Viertel vor Fünf. Ich schnappe mir die Fernbedienung für meine Deckenlampe, drücke auf anschalten und schalte ebenfalls den Fernseher ein. Ich versuche meine Gedanken zum Schweigen zu bringen. Ich wickle mich in meine Decke, und fange vor Anspannung an zu weinen.

Irgendwann bin ich dann doch mit Licht und eingeschaltetem Fernseher wieder eingeschlafen. Da war es bereits vollständig hell draußen. Es war gegen sechs Uhr als ich das letzte Mal vor dem Einschlafen nachsah. Gegen 10 Uhr weckte mich meine Mutter zum Frühstück. Ich war natürlich den ganzen Tag ziemlich müde und durch den Wind. Immer wieder verspürte ich den Drang mich tagsüber umzuschauen, ob nicht irgendwo jemand in der Wohnung lauerte. Klingt albern und blöd, aber ich war eine ganze Zeit danach in einem absolutem Angstmodus gefangen. Abends hatte ich Angst wieder schlafen zu gehen und tagsüber habe ich mich immer wieder umgesehen, ob wirklich nichts hinter mir oder im Nebenraum ist… Ich hatte Angst aus dem Wohnzimmer in Badezimmer zu gehen, da zu viele offene Türen da waren, die ich nicht alle gleichzeitig beobachten konnte…

Das Schlimme ist, dass ich auch jetzt nach einigen Jahren, diesen Traum einfach nicht los werde… Ich habe ihn jetzt schon ein paar Mal geträumt… Nach Laras Tod wurde es schlimmer. Seit Rhys da ist, hatte ich ihn jetzt nicht wieder, aber er stiehlt sich momentan wieder in meinen Kopf. Vor allem an Tagen, an denen es mir nicht so gut geht und ich kurz davor stehe in eine depressive Phase zu rutschen, taucht ein Gedanke an diesen Traum auf…

Vielleicht bleibt er jetzt in den Tiefen meines Gedächtnisses, da ich ihn in die Öffentlichkeit gestoßen habe!

Danke fürs Zuhören! <3