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Klassiker Weltreise – Station 13: Thornton

Jane Eyre

Im folgendem möchte ich euch durch ein Interview zwei ganz besondere Personen vorstellen: Charlotte Brontë und Edward Fearfax Rochester!
Ich liebe Charlottes “Jane Eyre”. Der Roman bietet auf über 600 Seiten eine unglaublich großartige Geschichte, die Stoff für so viele Verfilmungen lieferte! Die – meiner Meinung nach – beste davon ist die mit Mia Wasikowska und Michael Fassbender, eine grusel Gothic Verfilmung. Lohnt sich wirklich sehr!
Jane ist eine unglaubliche Frau und Rochester ist zwar hart, doch mit einem sehr weichen Kern… Meiner Meinung nach ein höchst wertvolles Buch auf der emotionalen Ebene…

Aber nun lassen wir doch die eigentlichen Protagonisten zu Wort kommen:


Miss Brontë? Ich bitt Sie, auf ein Wort? 

Mister Rochester, haben Sie mich aber erschreckt! Was machen Sie hier? Sie können nicht real sein! Wie sind Sie aus meinem Buch herausgetreten?

Ich muss mit Ihnen sprechen, Miss Brontë! 

Das hilft mir zwar bei meinen Fragen nicht gerade weiter, doch gut, lassen Sie hören, was Ihnen auf der Seele lastet, mein lieber Edward. Ich darf sie doch Edward nennen? Ich meine, Sie sind mir so vertraut, wo ich Sie doch erschaffen habe.


Wie Sie wünschen, Miss Brontë. Doch lassen Sie mich nun zum Grund meines Besuches kommen. Ich muss dann auch schnell zurück in Ihr Buch, sonst gerät die ganze Geschichte durcheinander… Miss Eyre sucht mich sicherlich schon… Wir waren verabredet, aber das wissen Sie ja. Schließlich ist es Ihre Geschichte, Miss Brontë.

Nun sagen Sie schon, was Ihnen so auf der Seele brennt, Edward! Machen Sie schnell, damit Jane Sie nicht allzu lange suchen muss. Wir wollen doch, dass sie beide am Ende glücklich werden können.


Das ist genau der Punkt auf den ich hinausmöchte, Miss Brontë. Können Sie mir bitte einmal sagen, warum ich, der eigentlich doch so liebevolle und nette Edward Faerfax Rochester, in Ihrem Buche so aufs schändliche verunglimpft werde? Sie stellen mich hin als den Tyrannen meines eigenen Hauses… Als aufbrausend! Impulsiv! Dabei müssten doch gerade Sie meine guten Seiten kennen, Miss! Schließlich stamme ich aus ihrem Kopfe! Ihre Hand führte die Feder, die die Tinte auf die Seiten meiner Geschichte, auf die Seiten ihres Buches brachte. 

Ach mein lieber Edward, sagen Sie bloß, dies ist Ihr einziges Anliegen? Ja, ich kenne Ihre guten Seiten! Ich weiß, wie ruhig, wie sanft und wie nett Sie sind. Doch Ihre Geschichte sollte eine ganz besondere werden!
Sehen Sie: Jane ist eine außergewöhnliche junge Frau. Alleingelassen von der Welt, verstoßen von der eigenen Familie findet sie dennoch ihren Weg und das vollkommen allein! Ohne einen Mann der auf sie achtet. Jane trachtet nicht nach einer Heirat oder einem Haus. Nicht nach Geld und Macht. Sie möchte nur ihren Platz in der Welt finden, den Platz an dem sie glücklich werden kann.
Und natürlich wäre es sehr schön gewesen, dieser jungen Dame nun einen galanten Prinzen vor die Nase zu setzen, der sie umschmeichelt und ihr Herz im Sturm erobert. Doch so funktioniert die Welt in Wahrheit auch nicht, Edward. Die Menschen haben ihre Geheimnisse, so wie Sie. Niemand ist perfekt. Oh nein, schauen Sie mich nicht so an! Auch Jane ist nicht perfekt. Auch wenn sie Ihnen momentan so erscheinen mag.
Edward, Sie sind aufbrausend! Sie sind Impulsiv! Und das alles müssen Sie sein! Sonst wären Sie kein Mann für Jane Eyre! Und glauben Sie mir die Leser meines Buches werden ihre guten Seiten erkennen!
Sie werden sehen! Die Leute werden zum Ende hin sagen, Edward Faerfax Rochester ist zwar ein unberechenbarer Ganove und dennoch er einzig wahre Mann für Jane! Sie werden zum Schluss sogar ein wenig Mitleid mit Ihnen haben, Edward!
Jetzt schauen Sie überrascht nicht wahr?
Tja, Sie hätten mich mein Werk vielleicht zu Ende schreiben lassen sollen, bevor Sie sich beschweren mein Lieber!

Ist das auch wahr? Sie werden ihnen zeigen, wie nett ich bin? 

Aber ja! Ich werde ihnen deine guten Seiten zeigen, allerdings auch nicht auf dem Silbertablett. Und Sie werden einiges einstecken müssen, Mister Edward Faerfax Rochester! Ich dachte bis grade selbst, ich sei zu hart zu Ihnen gewesen, doch nun haben Sie selbst mich vom Gegenteil überzeugt! Und glauben Sie mir: Die Tatsache, dass Sie selbst nicht der Ritter in goldener Rüstung sind, wird der Grund für eine lange Zeit sein, in der Sie und Jane ihre Geschichte immer und immer wieder, wiederholen können, mein Lieber. Denn dieses Buch wird auch in 100 Jahren noch gelesen werden! Davon bin ich überzeugt! Und größtenteils wird das auch Ihr Verdienst sein!
Aber jetzt wollen wir Jane nicht länger warten lassen, oder mein Lieber?


Ich glaube Ihnen zwar noch nicht jedes Wort, Miss Brontë, doch mit einem werden Sie sicherlich Recht haben: Ich und Jane werden die Zeiten überdauern und wenn es nur in ihrem Buch ist. Auch wenn niemand die Nase zwischen die Seiten steckt, leben die Buchstaben dennoch und sie werden unsere Geschichte immer und immer wieder erzählen. Und wir werden glücklich werden, oder Miss Brontë?

Zu letzterem werde ich Schweigen, mein lieber Edward. Denn auch Ihr sollt das Ende meines Buches erst später erkennen. Sonst wäre Eure Überraschung darüber für mich nicht so schön. Und nächstes Mal warten Sie ab, sie impulsiver, liebenswürdiger Narr, bis ich den letzten Satz geschrieben habe, bevor Sie sich beschweren kommen!
Und nun ab zwischen die Seiten! Jane erwartet Sie!

Autor: Charlotte Brontë
Preis: 9,90 €
Seitenanzahl: 656
Übersetzer: Gottfried Röckelein
Verlag: dtv
Leseprobe: >> gibt es hier <<
Klappentext: 
Die Waise Jane Eyre verlebt eine trostlose Kindheit im Haus ihrer hartherzigen Tante Mrs. Reed. Zur Erleichterung aller wird Jane auf ein Internat geschickt; aber auch dort hat sie es anfangs nicht leicht. Mit der Entlassung des heuchlerischen Direktors verbessern sich langsam die Verhältnisse. Als Jane Gouvernante auf Thornfield Hall wird, verliebt sie sich in den finsteren Hausherrn Mr. Rochester, der schließlich auch ihr seine Liebe gesteht. Doch die Mauern des einsamen Landsitzes bergen ein furchtbares Geheimnis…