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Klassiker Weltreise – Station 14: Thornton

Sturmhöhe

Auch heute bleiben wir noch in Thornton bei den Schwestern Brontë!
Heute statten wir jedoch Emily und ihrem Roman „Sturmhöhe“ einen Besuch ab.

Mir fiel ein Brief in die Hände, den Heathcliff an Catherine schrieb. Um diesen jedoch vollends verstehen zu können, hier erst einmal der ungefähre Inhalt von Sturmhöhe:

Der Findling Heathcliff wächst bei Familie Earnshaw auf dem Gutshof Wuthering Heights in Yorkshire auf. Mit deren stürmischer und leidenschaftlicher Tochter Catherine verbindet ihn eine tiefe Freundschaft. Als der Stiefbruder nach dem Tod des Vaters dem Alkohol und der Spielsucht verfällt und beide terrorisiert, entschließt sich Catherine entgegen ihrer Gefühle, den reichen und angesehenen Nachbarn Edgar Linton zu ehelichen. Der schwer gekränkte Heathcliff schwört, sich daraufhin an beiden Familien zu rächen…


Nun dürft ihr tiefer in die Emotionalität von „Sturmhöhe“ eintauchen. Denn aufgewühlte Gefühle gibt es in dem Buch so einige.
Also nun zu Heathcliffs Brief:

Ach Catherine, meine Cathy,

mein größter Gedanke im Leben bist du. Mag alles andere zu Grunde gehen, wenn du mir nur bliebest, würde auch ich weiter bestehen; wenn aber alles bliebe, und du würdest vernichtet, das ganze Universum schiene mir vollkommen fremd. Ich würde nicht mehr dazugehören.
Warum ich dir dies schrieb? Da es für mich so scheint, als sei dies nun eingetreten. Als sei letzteres, das Universum, mir vollkommen fremd.
Du wirfst dich weg an diesen jämmerlichen Wurm; an diesen Mann, der es nicht verdient so geschimpft zu werden. Noch nie war er die Luft wert, die durch seinen Körper fließt. Das Blut, das durch seine Adern kreist, mag ja von hoher Geburt sein, doch eine jämmerliche Seele wohnt in dieses Körpers Hülle.
Du stößt mich fort für diesen elenden Nichtsnutz. Lässt mich in der Dunkelheit ohne dich, mein Licht.
Wenn du mir sagen würdest, du hättest mich vergessen; du würdest keinen Gedanken an mich verschwenden, wäre meine Zukunft in zwei Worten zusammengefasst, mein Herz: Tod und Hölle – wenn ich dich verlöre, wär das Leben meine größte Hölle.
Doch wie töricht von mir auch nur einen Augenblick wirklich denken zu können, dir bedeute Edgar Lintons Zuneigung mehr als die meine. Selbst wenn er dich mit all der Kraft lieben würde, zu der diese jämmerliche Kreatur fähig ist, könnte er dir in achtzig Jahren nicht so viel Liebe schenken wie ich an einem einzigen Tag.
Und nun sag mir,  mein Liebes, dein Herz fühlt genauso tief wie meines. Linton kann dir kaum einen Deut teurer sein als ein Hund oder dein Pferd!
Ich kenne kein Mitleid, Cathy! Ich kenne kein Mitleid! Je mehr die Würmer sich krümmen, desto stärker reizt es mich, sie zu zertreten. Es ist wie ein moralisches Zahnen; je schlimmer der Schmerz wird, desto kräftiger beiße ich die Zähne zusammen. Du weißt das! Du kennst mich!
Warum hast du mich verschmäht? Warum hast du dein eigenes Herz verraten, Cathy? Ich finde kein Wort des Trostes – du hast es verdient zu leiden! Oh ja! Du bist selbst schuld an deiner Lage!
Du magst mich wohl küssen und weinen und mir Küsse und Tränen entlocken. Sie werden dich vernichten, dich verdammen! Du liebst mich! Mit welchem Recht hast du mich dann verlassen? Mit welchem Recht… etwa wegen deiner armseligen Zuneigung für diesen jämmerlichen Linton Sprössling? Weder Elend, Erniedrigung und Tod noch irgendeine der Plagen, die Gott oder Satan uns geschickt haben könnten, hätten uns je zu trennen vermocht… du aber hast es aus freien Stücken getan. Ich habe dir nicht das Herz gebrochen… du hast es selbst getan, und damit hast du auch das meine gebrochen. Um so schlimmer für mich, denn ich bin stark. Will ich denn leben? Was wird das für ein Leben sein, wenn du… o Gott! Würdest du leben wollen, wenn deine Seele im Grabe liegt?
Sei immer bei mir – nimm jede Gestalt an, die dir gefällt – treib mich zum Wahnsinn! Nur lass mich nicht in diesem Abgrund, wo ich dich nicht finden kann! O Gott, es ist unaussprechlich! Ich kann nicht ohne mein Leben leben! Ich kann nicht ohne meine Seele leben!
Ich bitte dich, Cathy, mein Liebes, mein Herz, meine Seele…

Dein untertänigster, wenn auch verschmähter, verzweifelter Diener,

Heathcliff

Sicherlich konntet ihr euch nun ein Bild von Heathcliff und seinen hin und herwechselnden, aufgewühlten und zum Teil rachsüchtigen Gedanken machen.
Noch heute Abend wird es einen zweiten Artikel bei „Sunny’s Bücherschloss“ geben, in dem auch dieser Brief eine Rolle spielen wird.

Autor: Emily Brontë
Preis: 9,90 €
Seitenanzahl: 464 
Übersetzer: Michaela Meßner
Verlag: dtv
Leseprobe: >> gibt es hier <<

Klappentext: 
Der Findling Heathcliff wächst bei Familie Earnshaw auf dem Gutshof Wuthering Heights in Yorkshire auf. Mit deren stürmischer und leidenschaftlicher Tochter Catherine verbindet ihn eine tiefe Freundschaft. Als der Stiefbruder nach dem Tod des Vaters dem Alkohol und der Spielsucht verfällt und beide terrorisiert, entschließt sich Catherine entgegen ihrer Gefühle, den reichen und angesehenen Nachbarn Edgar Linton zu ehelichen. Der schwer gekränkte Heathcliff schwört, sich daraufhin an beiden Familien zu rächen…