Fantasy

This Vicious Grace – Die Auserwählte

Rezension Werbung

Autor: Emily Thiede
Preis: 16,00 €
Seitenanzahl: 512
Altersempfehlung: ab 16 Jahren
Übersetzer: Susanne Gerold
Verlag: Lyx
Leseprobe: >> gibt es hier << 

Band 1 der Reihe „The Last Finestra“

Inhalt:

>>Hier klicken zum Aufklappen, aber Achtung Spoiler möglich<<

Alessa ist verzweifelt. Als auserwählte Finestra ist es ihre Bestimmung, mit ihren Kräften das Land vor einem Angriff dämonischer Wesen zu schützen. Doch sie hat ihre magische Gabe nicht unter Kontrolle – alle Menschen, die sie berührt, sterben. Um niemanden mehr zu gefährden, lebt sie daher vollkommen isoliert im Palast. Als auch noch ein Attentat auf sie verübt wird, engagiert Alessa einen Leibwächter: Dantes Kennzeichnung als Verbrecher und sein dunkler Blick reichen normalerweise aus, um andere auf Abstand zu halten. Doch je mehr Zeit Alessa mit ihm verbringt, desto besser lernt sie den Mann hinter der abweisenden Maske kennen – und desto mehr sehnt sie sich nach seiner Berührung. Doch wie sollen sie sich jemals nahekommen, wenn ihre Gabe seinen Tod bedeuten könnte?

Meine Meinung:

„Es ist schwer zu glauben, dass etwas so wunderschönes so tödlich sein kann, oder?“

Alessas Geschichte hat mich total in ihren Bann gezogen!
Die abgeschottete 18-Jährige, deren Berührung für alle tödlich sein kann, leidet sehr unter der Einsamkeit und den Toden, die sie bereits verursacht hat. Laut der Religion ihres Landes hat sie „nur“ eine Aufgabe und nicht einmal die kann sie erfüllen. Als Finestra – ein Fenster zum Göttlichen – soll sie einen magiebegabten Fonte heiraten und ihre Insel an Divorando vor einer Armee dämonischer Wesen beschützen. Leider hat sie bereits drei Fonte versehentlich getötet… Die Insel wird unruhig und jemand versucht sie zu ermorden. Schon bald kann sie sich nicht einmal mehr in ihren eigenen Wänden sicher fühlen und heuert einen Gezeichneten als Leibwächter an.

Und da wird das Buch richtig gut. Das Zusammenspiel zwischen Alessa, die auch eine rebellische Seite in sich trägt, und ihrem Leibwächter Dante, der die Stelle eigentlich nur antritt, weil er nicht mit Tränen umgehen kann, verspricht einige Spannungen.

Er nahm noch einen Bissen von dem Apfel, und seine Worte wurden undeutlicher. ,,Wenn Ihr einen Leibwächter von der Ja-Madam-nein-Madam-Sorte haben wolltet, hättet Ihr reichlich Auswahl gehabt.“
,,Oh, das erwarte ich ganz sicher nicht.“ Sie verdrehte die Augen. ,,Aber ein bisschen Mitgefühl würde dich nicht umbringen.“
,,Mich kann nicht viel umbringen“, sagte er mit einem harten Lächeln. ,,Und von Mitgefühl war in der Stellenbeschreibung nicht die Rede.“
,,Genauso wenig wie von Widerspruch.“
,,Ich übertreffe die Erwartungen.“ Dante zuckte die Schultern.

Seite 136

Ich denke, ihr versteht was ich meine. Hinzukommt, dass Alessa sich immer mehr zu ihm hingezogen fühlt, je besser sie ihn kennen lernt. Und doch muss sie einen neuen Fonte wählen, um die Insel zu retten. Hier wird einiges an Konfliktpotential geboten. Die Fontes sind alle sehr unterschiedlich und das nicht nur von ihrem Wesen, sondern auch vom Geschlecht.
Besonders gefallen hat mir Kamalia! Sie trägt die Macht des Feuers in sich und scheint tatsächlich sehr nett und verständnisvoll zu sein. Kaleb hingegen, kann Worte genauso schmerzhaft benutze, wie seine elektrische Gabe und ist einfach ein riesen Arsch.
Für Alessa wird es umso schwieriger, da sie diesen gutaussehenden, dunklen, mysteriösen Typen, der auf ihrer Couch schläft, zu gerne ansieht…

Charakterlich gibt es bei allen Figuren eine große Entwicklung, was aufgrund der vielen Ereignisse im Buch auch notwendig war, schließlich läuft alles auf einen tödlichen Krieg hinaus und niemand weiß, wie es enden wird. Da die meisten Charaktere hier noch als Teenager gelten können, könnte man sagen, sie werden erwachsen und das absolut logisch und nachvollziehbar. Hier hat Emily Thiede wirklich gute Arbeit geleistet.

Der Schreibstil spiegelte diese Überlegungen wieder und ging genau an den richtigen Stellen ins Detail, und ließ andere Sachen einfach angedeutet, damit sie sich im Kopf des Lesers weiter entfalten können.
Ich habe das Buch in drei Tagen durchgelesen und hätte es am liebsten in einem Rutsch getan.

Ich hatte kurz Angst, die politischen und religiösen Überlegungen und Szenarien könnten langweilig sein, doch sie wurden so wunderbar in die Geschichte integriert, dass man quasi nebenbei alles erfährt, ohne eine trockene Geschichtsstunde erteilt zu bekommen.

Auch die Aufmachung des Buches ist eine reine Augenweide. Ich liebe das türkise Cover mit der gold-gelben Schrift und den Blumen. Und auch Innen finden wir zu Beginn jedes Kapitels eine kleine Blume oben rechts in der Ecke und eingeleitet wird jedes einzelne von einem italienischen Sprichwort. Italienisch gilt auf der Insel Saverio als die alte vergangene Sprache. Immer wieder werden leichte Vokabeln eingeworfen, natürlich mit direkt folgender Übersetzung. Dies gefiel mir auch richtig gut. Ich mag es, wenn andere Sprachen natürlich mit eingebunden werden, ohne erzwungen zu wirken.

Contro l’amore e la morte non vale essere forti.
Gegen Liebe und Tod zu kämpfen ist nutzlos.

Seite 360

Wie ich die Zeit bis zum Herbst aushalten soll, bis die Geschichte um Alessa, Dante und ihre Fontes weitergeht, weiß ich nicht… Übrigens endet die Geschichte zwar leicht offen, da ein zweiter Band folgt, aber zum Glück ohne Cliffhanger, obwohl es kurz vorm Ende mehr als genug Potential dazugegeben hätte. Ich bin Emily Thiede hier sehr dankbar! Denn sie wollte mir doch glatt kurz vor Schluss das Herz brechen…
Wieso und womit? Tja, das verrate ich euch natürlich nicht. Schaut doch einfach zwischen die Seiten!

Gut zu wissen:

Zu Beginn des Buches gibt es eine deutliche Trigger-Warnung. Ich finde prinzipiell gut, dass solche Warnungen in Büchern vorhanden sind, doch meiner Meinung nach, war sie hier nicht wirklich notwendig. Es gibt einige kurze Passagen, in denen über Gewalt und Verletzungen gesprochen werden. Ich persönlich fand, diese waren deutlich im Rahmen dessen, was als normale Schilderung bezeichnet wird, da auch nicht wirklich ins Detail gegangen wurde. Ich konnte keine wirklich stark triggernden Punkte finden.
Da sich vieles bei Lesern im Kopf abspielt, ist es natürlich dennoch gut darauf hinzuweisen.
Ich wollte dies hier nur kurz erwähnen, da solche Warnungen manchmal auch Leser abschrecken können, die selbst nicht auf diese Punkte reagieren, was wirklich schade wäre, weil sie ein wunderbares Buch verpassen würden.