Historisch

Im Schatten des Turm

Rezension Werbung  

Autor: René Anour
Preis: 13,00 €
Seitenanzahl: 656
Verlag: rororo (Rowohlt)
Leseprobe: >> gibt es hier << 

Inhalt:  

Hinter den Mauern des Narrenturms, der ersten psychiatrischen Heilanstalt der Welt… Ein hervorragend recherchierter und extrem spannender Roman, der ein außergewöhnliches Stück Medizinhistorie vor der Kulisse weltgeschichtlicher Ereignisse erzählt.
Wien, 1787. Der Medizinstudent Alfred ist fasziniert vom sogenannten Narrenturm. Hier werden erstmals die Irrsinnigen behandelt, ein ganz neuer Zweig der Medizin. Doch die Zustände sind erbarmungswürdig. Und der Anblick einer jungen Frau mit seltsamen Malen auf den Armen lässt ihn nicht los.
Die junge Adlige Helene war noch nie am Wiener Hof. Ihr Vater hält Schönbrunn für eine Schlangengrube und will seine Tochter möglichst lange von dort fernhalten. Doch er kann sie nicht beschützen.
Der Student, der zu viel sieht. Und die Adlige, die frei sein will. Zwei Menschen, ein Schicksal – das sich im Schatten des Turms entscheiden wird …
Ein großes historisches Panorama: vom Narrenturm bis nach Schönbrunn, vom idyllischen Jagdschloss bis in die Türkenkriege.

Meine Meinung:  

Wenn ich frei wählen dürfte, (ohne aufs Geld oder sonst was achten zu müssen,) würde ich wohl Wien als meine Heimat wählen. Gerade deshalb freue ich mich immer in meinem Leseleben dorthin zu reisen.
In diesem historischen Roman freute ich mich nun, etwas mehr über den Narrenturm und die dortigen Zustände damals zu erfahren. Leider war grade dieser Aspekt für meinen Geschmack etwas zu seicht und mit weniger Informationen unterfüttert, als ich es mir gewünscht hätte.
Dennoch erwartete mich eine wirklich sehr spannende Geschichte mit vielen Wendungen, unerwarteten Beziehungen und plötzlichen Ereignissen, auf die ich nicht vorbereitet war.

Auch wenn ich mir zum Narrenturm einiges mehr gewünscht hätte, waren doch viele gut recherchierte Informationen und historische Details vorhanden und wurden gut in die Handlung integriert. Viele wahre Begebenheiten und reale Personen vermischen sich hier mit den Gedanken und Fantasien des Autors.
René Anour hat recherchetechnisch die Latte schon sehr hoch gelegt. Es wird wirklich viel Geschichte vermittelt und grade auch deshalb liegt die Seitenzahl wohl auch so hoch. Da ich selbst ja begonnen hatte Geschichte zu studieren, gefiel es mir natürlich hier so viele reale Aspekte anzutreffen. Leibeigenschaft, Zwangsrekrutierungen, der Krieg zwischen den Habsburgern und dem Osmanischen Reich… Alles sehr spannende und interessante geschichtliche Abschnitte.
Aber dennoch bleibt der Gedanke, dass ich mir etwas mehr zum Narrenturm an sich gewünscht hätte. War er doch soweit ich weiß, die einzige Einrichtung für psychisch Kranke zu dieser Zeit.

Der flüssige und recht bildhafte Schreibstil stolperte auch nicht am einflechten von typischen Wiener Ausdrücken und es entstand ein sehr entspanntes, angenehmes Lesebild. Auch der Spannungsbogen konnte sich wirklich bis zum Ende der Geschichte durchgehend halten und wurde auch nicht durch historische Ereignisse unterbrochen.

An sich ist es ein schöner historischer Liebesroman zwischen Alfred und Helene im Konflikt mit Intrigen, Krieg, Verzweiflung und Ungerechtigkeit der Zeit. Von mir eine klare Leseempfehlung!

Sanierter Narrenturm (2019)
Quelle: Wikipedia