Der einhändige Briefträger
Reise gegen das Vergessen
Autor: Gudrun Pausewang
Preis: 14,99 €
Seitenanzahl: 192
Verlag: Ravensburger
Leseprobe: >> gibt es hier <<
Krieg bedeutet nicht sterben…
Frieden heißt nicht Leben…
>> Die Fronten kamen der Heimat immer näher. Und immer öfter musste der Briefträger Todesnachrichten austragen.
Am bittersten war die Zeit gegen Ende des Krieges. Angst beherrschte das Leben. Erleichtert atmete man auf, wenn der Briefträger vorbeigegangen war, ohne einen Brief abgegeben oder eingeworfen zu haben. <<
– Seite 6, Vorwort von Gudrun Pausewang
Spätsommer 1944: Nach einer Kriegsverletzung heimgekehrt, dreht der 17-jährige Johann Portner täglich seine Runde durch die umliegenden Dörfer. Dabei begleiten ihn die Hoffnungen und Träume der Einwohner und der Kämpfer an der Front…
Nicht selten begleitet ihn ein schwarzer Brief und teilt den Empfängern den Tod des geliebten Vaters, Bruders oder Mannes mit.
>> Unwillkürlich dachte er an die alte Frau Kiesewetter. Ihr Ruf war Teil seines täglichen Rundgangs, süß und unendlich traurig zugleich: besonnte Erinnerung, die jeden Nachmittag für eine Weile düster überschattet wurde.
„Johann! Johann! – Haben Sie einen Brief von meinem Enkel dabei?“ <<
– Seite 21
Doch nicht alle Menschen gehen gleich mit diesen Todesnachrichten um. Johann versucht allen bei zu stehen, doch nicht bei allen funktioniert es. Manche verdrängen, manche nehmen es hin und trauern… Meist weiß Johann nicht, wie jemand reagiert… Und dann gibt es ja auch noch die Briefe, die gar nicht wie ein schwarzer aussehen…
Gudrun Pausewang umreißt hier viele wichtige Themen des Nationalsozialismus, wie bspw. die Euthanasie-Projekte, Hitlers allbekannte (nicht vorhandene) Wunderwaffe, die HJ, den Untergang der Wilhelm Gustloff , sowie das urplötzliche Verschwinden der ortsansässigen Juden.
All das wird mit dem Hauptthema, den schwarzen Briefen, den Todesnachrichten von der Front, verwoben…
>> „Die Wilhelm Gustloff ist untergegangen! In der Ostsee. Torpediert. Voll mit Flüchtlingen aus Ost- und Westpreußen.“
Er starrte sie entsetzt an. „Das müssen doch Hunderte gewesen sein! Sind sie gerettet?“
„Gerettet?“, fragte sie zurück. „Es waren Tausende. Vielleicht ein Fünftel hat es geschafft. Die anderen sind hin. Du kannst dir die jetzige Wassertemperatur in der Ostsee vorstellen. Ein Trost: Sie hatten einen schnellen Tod.“
– Seite 102
Jugendbücher neigen ja zum Unterschätzen, doch wehe dem, der dies hier tut…
Auch ohne diesen Fehler zu begehen, verspricht „Der einhändige Briefträger“ dem Leser mehrere Schockmomente… Zwar immer noch für Kinderwissen verpackt, doch gerade dadurch vielleicht auch noch schockierender…
Da man als Autor nicht davon ausgehen kann, dass Kinder bzw. Jugendliche ab 12 Jahren schon all zu viel Wissen über den Nationalsozialismus haben, wird vieles nur angerissen, sodass diese jungen Leser nur informiert werden. Wenn man sich aber schon mehr mit der Zeit und den Geschehnissen beschäftigt hat, dann laufen einem Bilder durch den Kopf, was denn z.B. alles an dem Begriff Euthanasie hängt…
In diesem Buch wird einem auf sehr emotionale Weise nahe gebracht, wie die letzten Tage des Krieges für die Daheimgebliebenen wirklich aussah. Die Ungewissheit, das Bangen und der Schmerz, all das ist auf jeder Seite spürbar…
>> Von Monat zu Monat nahm die Zahl der schwarzen Briefe zu. <<
Nicht immer bedeutet Krieg Sterben…
Und nicht immer bedeutet Frieden Leben…
Ein Kommentar
Anonym
Ja… ich wusste, dass du es so lesen und auch besprechen würdest, müsstest… Unterschätzen… niemals… nicht dieses Buch und seine Botschaft ist sehr eindringlich.. Danke für diese Besprechung… wir sehen das sehr ähnlich…