Novembersturm – Friedrichstraßensaga 1
Rezension Werbung
Autor: Ulrike Schweikert
Preis: 15,00 €
eBook: 9,99 €
Seitenanzahl: 512
Verlag: Rowohlt
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Inhalt:
Der Bahnhof Friedrichstraße. Ein Jahrhundertbauwerk. Stolzes Herz einer Stadt auf dem Sprung zur modernen Weltstadt. Als der junge Architekt Robert 1920 den Auftrag bekommt, am Neubau des Bahnhofs und der Planung der ersten U-Bahn-Linie Berlins mitzuarbeiten, ist er überglücklich. Endlich kann er seiner großen Liebe Luise einen Heiratsantrag machen. Doch ihr Glück ist nicht ungetrübt. Seit dem Großen Krieg ist Roberts bester Freund Johannes, mit dem er gemeinsam an der Front kämpfte, verschollen. Johannes war Luises erste Liebe. Als sie glaubte, er sei tot, fand sie Trost bei Robert. Ausgerechnet am Tag ihrer Hochzeit taucht Johannes wieder auf, kriegsversehrt und ohne Hoffnung, Luise eine Zukunft bieten zu können …
Meine Meinung:
Ich liebe Ulrikes Romane und freute mich sehr auf diese beiden historischen Werke. Dass der Verlag mir gleich beide Bände zur Rezension zur Verfügung stellte, war ein absoluter Glücksfall, sonst hätte ich mit dem Lesen noch etwas warten müssen. Und ihr darauf, von mir zu hören.
Aber heute kommen wir erst einmal zum ersten Band:
Der Einstieg ins Buch fiel mir wie immer aufgrund des Sprachniveaus sehr leicht. In typischer Manier sehr detailliert beschrieben, entsteht ein klares Bild im Kopf. Dies gefiel mir ja schon immer sehr an den Büchern der Autorin.
Aber leider muss ich sagen, ihre anderen Bücher fand ich inhaltlich etwas besser. Versteht mich nicht falsch, mir hat „Novembersturm“ gefallen. Ich habe es gerne gelesen, doch dieses Mal war für mich nicht alles ganz rund. Die gesamte Geschichte kam einfach etwas langsamer in Fahrt und stockte dann auch mittendrin aufgrund von Informationsflut immer wieder.
Der informative Teil des Buches übernahm die Kontrolle über die Geschichte und so blieben die Figuren und ihre Entwicklung etwas hinterher. Einzig Ilse, die Schwester von Johannes könnte ich euch jetzt näher beschreiben, da sie mir mit ihrer klaren, deutlichen Meinungsäußerung im Kopf blieb. Für die restlichen Figuren hätte mir dieses Mal sogar ein Namensregister geholfen, welches ich sonst nie in Büchern vermisse und auch eigentlich nie benötige.
Ich weiß nicht, ob hier Corona beim Schreibprozess eine Rolle spielte, doch könnte ich mir gut vorstellen, dass Ulrike, die für gewöhnlich die Orte ihrer Romane zum Recherchieren aufsucht, dies vielleicht nicht konnte. Für mich entstand beim Lesen jedenfalls ein paar Mal der Eindruck, es würde aus einem Reisemagazin oder Lexikon möglichst viel Information vermittelt werden wollen. Dies hatte ich zuvor nie bei ihren Romanen…
Historisch betrachtet ist es wie alle Romane von Ulrike Schweikert halt sehr ausführlich. Normalerweise ist genau das der Grund, warum ich ihre Bücher so gerne mag. Dieses Verbinden von Realität und Fiktion in einem ausgewogenen Maß gelingt ihr für gewöhnlich sehr gut. Tatsächlich fand ich’s aber hier, wie oben bereits erwähnt, fast etwas zu viel. Die Politik der Weimarer Republik und das Aufkommen der Nazis war dennoch natürlich sehr interessant. Aber der Politische Teil nimmt hier sehr viel Raum ein, was man als Leser einfach mögen muss. Mich persönlich hat dieser Aspekt nicht wirklich gestört.
Noch eine Sache zum Klappentext: Manchmal sollte man ihn nicht lesen… Dieser vermittelte den Eindruck, der Bahnhof Friedrichsstraße würde im Mittelpunkt der Handlung stehen, doch scheinbar ist er nur der Aufhänger für die Vermittlung der Lebensumstände in den 1920ern, sowie die Dreiecksbeziehung der Protagonisten, die aber meiner Meinung nach zu kurz kam, wie die Figuren an sich leider auch.
Alles in allem kann man sagen, dass ich einfach deutlich mehr von der Geschichte erwartet hatte.
Und obwohl ich zunächst einige Schwierigkeiten damit hatte mich in die Figuren hineinzuversetzen und auch im Nachhinein nicht mehr wirklich viel von ihnen weiß, bin ich ihnen doch ganz gerne durch das Berlin der 20er Jahre gefolgt. Was aber auch daran liegt, dass mich die Politik der damaligen Zeit sehr interessiert und ich daher die Informationsflut nicht als allzu schlimm erachtet habe. Meine Rezension zum zweiten Band wird folgen. Aber vielleicht ist es ganz gut, dass es sich bei der Saga nur um eine Dilogie handeln soll.