Die Frauen vom Reichstag – Stimmen der Freiheit
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Autor: Micaela A. Gabriel
Preis: 16,00 €
Seitenanzahl: 480
Verlag: Rowohlt Taschenbuch
Leseprobe: >> gibt es hier <<
Inhalt:
Die Parlamentarierinnen-Reihe, Band 1
Berlin, November 1918: Mit dem Frauenwahlrecht erfüllt sich für Marlene von Runstedt ein Lebenstraum. Die engagierte junge Juristin setzt sich seit Jahren in einer Beratungsstelle für Frauen ein. Endlich wird ihre Stimme gehört, endlich kann sie etwas bewegen. Ermutigt vom Vater, einem Rechtsprofessor, und ihrem Verehrer Max Emden, tritt sie der neugegründeten liberalen DDP bei. In die Aufbruchstimmung platzt Justus von Ostwald, dem Marlene vor Jahren das Herz brach. Dennoch sind sie sich innig verbunden, auch Justus’ Beziehung zu der Schauspielerin Sonja Grawitz, Marlenes Jugendfreundin und nunmehr Mitglied der kaisertreuen DNVP, ändert nichts daran. Nach einem hitzigen Wahlkampf der Frauen gegen viele Widerstände wird die Nationalversammlung in Weimar eröffnet. Hier begegnen sich Marlene und Sonja – ein heikles Treffen, da Sonja ein Kind von Justus erwartet, während sich Marlene seiner Bewunderung noch immer kaum entziehen kann. Ein fataler Autounfall zwingt Marlene schließlich zu einer Entscheidung …
Meine Meinung:
Auf dieses Buch bin ich eher durch Zufall gestoßen. Momentan halte ich mich mehr im Genre Fantasy auf, doch der Verlag lud mich zu einer Online-Lesung mit Gesprächsrunde ein und danach musste ich einfach zwischen die Seite springen.
Die Thematik der ersten deutschen Parlamentarierinnen faszinierte mich sofort und da mein sonstiges Leben und Lesen etwas von der Realität abgekommen ist, freute ich mich nun auf eine etwas anspruchsvollere Geschichte. Meiner Meinung nach ist diese der Autorin in Teilen auch sehr gut gelungen.
Micaela A. Gabriels Schreibstil ist sehr lebendig und schickt uns in die Zeit zwischen 1898 und 1919.
Zu Beginn musste ich mich erst etwas an die öfter auftretenden Zeitsprünge gewöhnen, doch dann flogen die Seiten nur so dahin.
Sehr gut recherchiert und detailliert beschrieben, entführt uns Micaela A. Gabriel unter anderem in die Welt von Dr. Marlene von Runstedt, einer gut situierten Großbürgerstochter, die sich mit der ersten liberalen Partei ihren Weg ins Parlament erkämpft. Hier fand ich es ein wenig schade, dass die Autorin bei all der Recherche sich doch eine ausgedachte Figur als Protagonistin erwählte. Der Roman hätte einiges an Authentizität gewonnen, hätte man hier eine wahre Person genommen. Zumal das Buch ja auch mit den Worten von Marie Juchacz endet, nur aus Marlenes Mund.
Dennoch ist Marlene eine sehr interessante Figur. Sie entscheidet sich bewusst gegen das Leben mit einer Familie, um ihre Träume, ihre Freiheit und – was damals wohl der wichtigste Punkt war – ihre Selbstbestimmung zu erhalten und zu verteidigen.
Auf der anderen Seite lernen wir ihre Kinderfreundin Sonja Grawitz kennen, die als Konkurrentin immer wieder gegen Marlene steht. Nicht nur in politischen Dingen, steht sie doch für die rechtsnationale Partei, sondern auch in der Liebe.
Der letzte erwähnte Teil hat mir leider nicht so wirklich gefallen. Die Liebesgeschichte und ihre Verwirrungen konnte mich leider nicht abholen. Ich konnte auch nicht wirklich nachvollziehen, wie sehr sich Sonja an Julius von Ostwald klammert, obwohl sie eigentlich weiß, dass dieser in ihre ehemalige Freundin verliebt ist… Sie projiziert all ihre Wünsche für die Zukunft auf Justus und macht ihr Leben vollkommen abhängig von ihm. Wobei dieser Gedanke natürlich grade in einem Roman über Frauenrechte eine große Rolle spielt, schließlich ist es noch gar nicht so lange her, dass Frauen ganz alleine von er Gnade der Männer abhängig waren.
Für mich nahm diese Geschichte rund um ein und denselben Mann, der auch nicht grade ein Gentleman ist, dem Buch einiges an Potential, was die historischen Geschehnisse anging. Aber das ist ja immer Geschmackssache.
Dennoch ein durchaus interessanter Reihen-Auftakt mit Luft nach oben. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.