Roman,  Seelenschmerz

Zusammen werden wir leuchten

Rezension



Autor: Lisa Williamson
Preis: 12,99 €
Seitenanzahl: 384
Übersetzer: Angelika Eisold Viebig
Verlag: Fischer
Leseprobe: >> gibt es hier <<

Eine Geschichte wie ein Leuchtfeuer…



„Als ich acht Jahre alt war, sollten wir in der Schule aufschreiben, was wir mal werden wollen. […]
Nachdem wir mit Schreiben fertig waren ging […] unsere Lehrerin, im Klassenzimmer herum und rief die Schüler dem Alphabet nach auf. Jeder musste aufstehen und vorlesen, was er werden wollte. Die anderen Kinder wollten Fußballspieler, Schauspieler oder so etwas werden, und ich bekam dieses Gefühl, das man manchmal nach einer Prüfung hat. Man kommt raus, und am Anfang ist man noch ganz zuversichtlich, aber dann diskutieren alle ihre Antworten, und plötzlich wir dir klar, dass du es völlig versaut hast. Weißt du, was ich meine?“
„[…] Ich hatte das aufgeschrieben, was ich in Wahrheit sein wollte. […] Was ich auch wirklich bin.“
[…]
„Ich schrieb, ich möchte ein Mädchen sein“
– Seite 212/213

Das ist alles, was David Piper sich wünscht… Seine Eltern haben davon keine Ahnung! Allerdings steht es auf seiner To-Do-Liste auch ganz weit unten, es Ihnen zu sagen. Zu groß ist die Angst, sie könnten es nicht verstehen. Und die Schule ist für David auch so schön schwer genug.
Als dann aber Leo als neuer Schüler an die Eden Park kommt, scheint sich Davids Blatt zu wenden.
Gemeinsam müssen die beiden Nachsitzen, weil Leo David bei einem Kampf gegen den Schultyrannen beistand. So kommen die beiden Jungen sich näher und eine besondere Freundschaft könnte entstehen, wenn Leo nicht immer alle wegstoßen würde.
Doch David ist festentschlossen sich davon nicht abhalten zu lassen. Und herauszufinden, warum Leo so verschlossen ist.

Meine Meinung:
Dieses Buch ist etwas ganz Besonderes!
Nicht nur das Lisa Williamson uns Leser von der ersten Seite an mit einem lustigen Erzählstil an die Geschichte fesselt, nein, sie erzählt auch noch eine wichtige Geschichte über einen Jungen, der viel lieber ein Mädchen sein möchte.
Transgender sollten in unserer Gesellschaft etwas ganz normales sein. Doch oft treffen diese meist sehr unglücklichen Menschen, sind sie doch in einem falschen Körper gefangen, noch auf Unverständnis und Erniedrigungen. Viele haben Angst davor sich zu outen… Zu erzählen, wie sie sich wirklich fühlen… Angst vor der Reaktion des Umfeldes, vor der Familie… Vor dem Alleinsein…
All diese Gefühle bringt Lisa Williamson uns hier am Beispiel von David Piper näher. Der 14-jährige Junge wünscht sich nichts sehnlicher als ein Mädchen zu sein. Wenn niemand da ist, schlüpft er in alte aussortierte Kleidungsstücke seiner besten Freundin Essie und fühlt sich endlich zumindest halbwegs wohl in seiner Haut. Essie und Felix sind die einzigen, die von Davids Wunsch wissen. Sonst wäre es für den sensiblen Jungen wohl noch schwerer…

Von Anfang an konfrontiert uns Lisa Williamson noch mit einer zweiten Geschichte, die ungefähr in der Mitte des Buches in unser Leserherz eine Kerbe schlägt und zumindest mich kalt erwischt hat.
Als Leo Denton an die Eden Park Schule wechselt, geht bald das Gerücht um, er hätte einem seiner alten Lehrer den Finger abgesägt und wäre deshalb von der Schule geflogen! Leo gefällt dieses Gerücht, so lassen ihn wenigstens alle in Ruhe. Und das ist das einzige, was Leo möchte, seine Ruhe!
Doch als Harry, der Schultyrann, David in die Mangel nimmt, kann Leo sich nicht beherrschen und springt ihm bei. Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, spätestens ab da, war Leo mein persönlicher Held im Buch! Was die spätere Wendung der Geschichte noch heftiger für mich machte.

Ein Buch wie ein Leuchtfeuer, das auf den letzten Seiten mit dem Satz überrascht:

„Ich denke, ich werde es ihnen sagen.“
– Seite 324

2 Kommentare