Roman,  Seelenschmerz

Nichts: Was im Leben wichtig ist

Rezension



Autor: Janne Teller
Preis: 12,90 € oder 6,95 €
Seitenanzahl: 144
Verlag: Hanser Literaturverlage oder dtv
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Das groß gelobte Buch „Nichts – Was im Leben wichtig ist“ von Janne Teller überrascht in vielen Punkten.
Beim Lesen des Titels denkt man schon, dass wird ein recht melancholisches Buch und so beginnt es auch.
Im ersten Kapitel heißt es:
„Nichts bedeutet irgendetwas,
das weiß ich seit Langem. 
Deshalb lohnt es sich nicht, irgendetwas zu tun.
Das habe ich gerade herausgefunden.“

Inhalt:
Pierre Anthon verlässt nach dieser Aussage seine Klasse und sitzt fortan nur noch auf dem Pflaumenbaum vor seinem Haus. Dort übt er sich im Nichtstun. Seine Klassenkameraden sind verwirrt und überlegen, ob Pierre Anthon nicht vielleicht Recht hat und wirklich nichts eine Bedeutung hat. Letzten Endes kommen sie alle zu dem Schluss, dass es irgendetwas geben muss, dass von Bedeutung ist.
So beginnen sie auf einem Berg alle Dinge zu sammeln, die für sie von Bedeutung sind.
Auf dem Berg landen Schuhe, eine Angel, ein Fahrrad. Alles Dinge, die einem Kind wichtig sind, die es aber trotzdem entbehren kann.
Doch dann eskaliert das Ganze, als ein Fahrrad mit der Unschuld eines Mädchens gleichgesetzt wird. Auf die Unschuld folgt das Köpfen eines Hundes und das Abschneiden des Zeigefingers eines Jungen.
Und es kommt noch schlimmer…

Meine Meinung:
Erzählt wird die Geschichte von einem der Mädchen, Agnes. Detailliert beschreibt sie das Geschehen und die Gedankengänge der Klassenkameraden. Obwohl sie nach Außen alle so tun, als ob sie sich einig sind, zweifelt doch ein jeder daran, ob Pierre Anthon nicht doch Recht haben könnte.
Der Berg soll diesem zeigen, dass es etwas gibt was von Bedeutung ist, doch nach der Fertigstellung will er ihn gar nicht sehen, sondern ruft Ihnen nur immer weiter Dinge vom Pflaumenbaum hinterher, wie:

„Alles ist egal, denn alles fängt nur an, um aufzuhören. In demselben Moment, in dem ihr geboren werdet, fangt ihr an zu sterben. Und so ist es mit allem!“ (S.11)

Obwohl es aus Sicht eines Kindes geschrieben ist wirkt es nicht so. Es wirkt nicht kindlich, nicht naiv, sondern eher erwachsen und so, als wüssten sie genau was sie da tun. Es wirkt kalt und rücksichtslos, was wahrscheinlich mit den „Opferungen“ zu tun hat.
Die Kinder unterscheiden nicht mehr zwischen Richtig und Falsch. So graben sie zum Beispiel den Sarg des kleinen Bruders einer Mitschülerin aus.

Was Agnes wichtig ist wird dreifach betont durch Konstellationen wie:

„Ein Pflaumenbaum hat viele Äste. Viele lange Äste. Viel zu viele, viel zu lange Äste.“ (S.13)
oder
„…, denn die Idee an sich war gut. Gut. Besser. Am besten.“ (S.18)

Das Buch liest sich in einem Rutsch gut durch und regt trotz seiner sehr oberflächlich gestalteten Lehre bzw. Aussage zum Nachdenken an. Wie man selbst damit umgehen würde, wenn jemand so etwas sagen würde. Oder wie würde man in bestimmten Situationen handeln, wenn man an der Stelle der Kinder oder an der Stelle von Agnes wäre. Würde man den Sarg mit ausgraben? Würde man ein Mädchen in der siebten Klasse die Unschuld rauben? Und würde man da einfach so danebenstehen ohne etwas zu sagen?

Ein interessant gestaltetes Buch, das einen auch nach beendetem Lesen nicht loslässt.