Der Angstmann
Rezension gegen das Vergessen
Autor: Frank Goldammer
Preis: 14,90 €
Seitenanzahl: 336
Verlag: dtv
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Der Angstmann… Wo soll ich da anfangen… Ist er ein Mensch? Ein Tier? Oder gar ein Dämon?
Viele Menschen wollen an letzteres denken… Viele Menschen scheinen an letzteres zu denken…
November 1944: Die Deutschen stehen kurz vor der Niederlage… Der Endsieg rückt in unerreichbare Ferne… Und Heller hat seinen privaten Krieg mitten in Dresden…
Ein brutaler Mörder geht um… Frauen werden grausam zugerichtet… Die Augenlider entfernt… So als wolle der Mörder beobachtet werden, auch wenn sein Opfer längst bewusstlos ist.
Kriminalkommissar Max Heller hat kaum Anhaltspunkte und sein Vorgesetzter hat von Polizeiarbeit wenig bis gar keine Ahnung… War er doch vorher Fleischer und gelangte nur durch seine Mitgliedschaft in der Partei an diesen Job… Ja, die Aufstiegschancen waren damals grandios… *hust*
Ich weiß nicht weshalb mir öfter schlecht wurde… Wegen den Sprüchen der Antisemiten oder wegen den Gräueltaten des Angstmannes…
Hätten Heller und Schorrer in diesem Buch nicht ihre eigene Meinung zu Hitler und dem Krieg, hätte ich das Buch wohl nicht lesen können…
Hier werden nicht nur durch die offensichtlichen Morde des Kriminalromans starke Nerven vom Leser gefordert…
Der Antisemitismus von damals bekommt hier klare Worte…
Aufgrund der konstant erhaltenen Spannungskurve konnte ich das Buch nicht länger als 10 Minuten aus der Hand legen… Einen Tag… Mehr brauchte es nicht um die Geschichte in vollem Ausmaß zu erfassen!
Auch strukturell ist der Roman großartig. Die Länge der Kapitel erscheint einem weder zu kurz noch zu lang und die immer wieder auftauchenden Absätze sorgen für eine nahezu perfekte Gliederung des Romans. Von der Sprache und Authentizität will ich gar nicht erst anfangen… Da käme ich aus dem Schwärmen wohl nicht mehr heraus… Wenn auch diese Authentizität uns als Leser öfter die Köpfe schütteln lässt…
Ich war zwischenzeitlich sehr dankbar, dass es 1944/45 spielt und nicht heute… Ich bin ja dann doch ein wenig ängstlich veranlagt… Ob ich mich dann abends während der Lektüre noch aus meinem Zimmer getraut hätte…?
Es ist beeindruckend in welcher Atmosphäre Goldammer es schafft seine Kriminalgeschichte zu
erschaffen und historisch so perfekt zu verknüpfen…
Die Angst um die Jungs an der Front…
Die Angst Zuhause wem man noch trauen kann…
Die Angst etwas Falsches zu sagen und weggebracht zu werden…
Hunger…
Rassenideologie…
Antisemitismus…
Fliegeralarm…
Und hier hinein setzt Goldammer ein dämonenhaftes Verbrechen, das Dresden zusätzlich noch in Angst und Schrecken versetzt… Und das bei der immer näher rückenden Front… Und der Angst vor den Russen…
Ein emotionales Verwirrspiel, das seinen Höhepunkt in der Bombennacht des 13.Februar ’45 findet…
Kaum jemand scheint diesem Feuersturm entkommen zu können…