Was dir bleibt, ist dein Traum
Reise gegen das Vergessen
Autor: Suzy Zail
Preis: 8,99 €
Seitenanzahl: 286
Übersetzer: Petra Koob-Pawis
Verlag: cbt
Leseprobe: >> gibt es hier <<
„Gott?“ Alexander lachte laut. „Gott ist nicht hier. Nicht in Auschwitz.“
– Seite 97
Inhalt (Quelle cbt):
Der 14-jährige Alexander muss nicht auf die Nummer schauen, die sie ihm in den Arm tätowiert haben – er weiß sie auswendig: A10567. Und er weiß, um Auschwitz zu überleben, muss er härter werden. Als ihm die Aufgabe zugeteilt wird, das neue Pferd des Kommandanten abzurichten, verbindet sich sein Schicksal mit dem des Pferdes. Alexander spürt, dass, obwohl das Pferd Angst hat und gequält wurde, er sein Vertrauen gewinnen muss. Denn, wenn ihm das nicht gelingt, sind sie beide zum Tode verurteilt.
Meine Meinung:
Es geht viel um Alexanders Beziehung zu den Pferden und die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen, aber einige wahre Stellen sind zu finden, da Suzy Zail dieses Buch schrieb, nachdem sie sich mit einem Überlebenden unterhalten hat, dem vieles genauso so widerfahren ist.
Die Kunst ist nun nur diese wahren Stellen herauszufiltern und ich glaube viele Kinder und Jugendliche bekommen das noch nicht hin.
Aber wer das schafft, hat tolle Momente in denen sich der Schleier hebt und man auf die Seele eines alten Herrn sehen kann… Der im Holocaust-Museum steht und fragt: „Sind Sie je einem freundlichen Deutschen begegnet?… Ich nämlich schon!“
„Wer bist du?“, fragte die Frau und strich sich eine Haarsträhne aus dem Auge.
„Ich?“ Alexander richtete sich auf. „A10567.“
„Nein.“ Die Frau schüttelte den Kopf. „Wie ist dein Name?“ Sie sah Alexander fragend an, und als er nicht antwortete, streckte sie die Hand aus und hielt sie ihm hin. „Ich bin Anna Ziegler, die Frau des Kommandeurs. Und wer bist du?“
Alexander blinzelte.
„Alexander Altmann“, flüsterte er.
– Seite 201
Dennoch bleibt der Fokus für mich einfach falsch gesetzt… Es dürfte nicht darum gehen, das Pferd soll mein Vertrauen gewinnen, weil ich es will und weil ich so gut bin, sondern darum, dass Pferd muss mein Vertrauen gewinnen, weil ich sonst jede Sekunde umgebracht werden kann.
Dieser Gedanke ist zwar zwischenzeitlich in Grundzügen vorhanden, gerät dann aber doch zu sehr in den Hintergrund.
„Pferden war es egal, ob man ein Jude oder ein Deutscher war. Er strich über das weiche Fell. Ihnen war nur wichtig, das man sie fütterte und gut mit ihnen umging.“
– Seite 51
Wenn auch heftige Szenen von Suzy Zail erzählt werden, wird der Holocaust an sich hier doch leider oft als Theaterkulisse benutzt… Was meiner Meinung nach überhaupt nicht geht!
Am Ende bleibt die Frage offen, was aus dem Pferd wird, um das sich Alexander die ganze Zeit gekümmert hat. Auch wenn dieses Pferd ihm das Leben rettet – auf eine andere Art und Weise, wie ich nach dieser Theatergeschichte gedacht hatte – bleibt so doch viel zu viel gedanklich an diesem Pferd hängen. Und Alexanders weiteres Leben gerät in den Hintergrund. Meine Meinung dazu: Falsch rum!
Kinder und Jugendlich sollten sich mit der Thematik auseinandersetzen, doch ob dieses Buch dafür das richtige ist, wage ich zu bezweifeln.
Jeder der mehr Ahnung hat und zwischen Fiktion und Realität unterscheiden kann, könnte mit „Was dir bleibt, ist dein Traum“ interessante Stunden verbringen.
Allerdings kann ich mir auch vorstellen, dass jemand der so reflektieren kann, das Buch auch schnell wieder aus der Hand legen möchte, sowie ich zum Beginn des Lesens.
Von den thematischen Problemen einmal abgesehen, dauerte es auch eine Weile bis ich mich an Suzy Zails Schreibstil gewöhnt hatte. Es sind viele einfache Sätze, die mich zu Beginn doch sehr gestört haben. Als Alexander schließlich immer schwächer wurde, passte der Schreibstil wieder besser. Da ich mir gut vorstellen konnte, dass auch das Denken schwer fällt, wenn man von Gedanken wie Hunger und der Angst zu sterben belastet wird. Zu dem Alexander die Kräfte immer mehr verlassen. Allerdings kam auch das im Buch nicht wirklich gut rüber. Hier musste man sich vieles selbst dazu denken.
Zusammenfassend kann ich sagen, „Was dir bleibt, ist dein Traum“ war mir persönlich zu viel heile Welt… Ausgenommen sind davon Alexanders Gedanken zu seiner kleinen Schwester, die bereits zu Beginn des Buches den Tod im Gas gefunden hatte…
„Ein Stück entfernt blies das Krematorium schmutzigen Rauch in den Himmel. Eine schwarze Traurigkeit erfasste ihn. Er hatte das Gefühl, ein Gebet für seine Schwester sagen zu müssen, aber er kannte nicht die richtigen Worte – die hebräischen Worte.“
– Seite 44
Doch die Idee hinter dem Buch, gefällt mir an sich sehr gut. Denn das ganze basiert auf der wahren Lebensgeschichte eines alten Herrn, dem Suzy Zail in einem Holocaust Museum begegnete.
Und noch eins muss ich sagen: Nach dem, was ich von ihrem ersten Buch gehört habe, das ich bisher noch nicht gelesen habe, kann ich sagen, dass hier die Begebenheiten zumindest dichter an der Wahrheit sind. Alexander kann sich nicht frei durchs Lager bewegen und ihm stehen harte Strafen entgegen… Auch wenn diese „leider“ in den Hintergrund geraten…
Ein Kommentar
~*Nina*~
Huhu! :)
Schade, dass dich dieser Schmöker von Suzy Zail nicht voll und ganz überzeugen konnte. Ich kenne von der Autorin "Der Klang der Hoffnung" und fand das Büchlein wirklich schön zu lesen und das trotz der schlimmen Thematik. Klar ist nicht alles super realistisch, doch da es sich hier um ein Buch für ein weit jüngeres Publikum handelt, störte mich das nicht.
Liebste Grüße
Nina