Biographie,  Seelenschmerz

Die Schüler von Winnenden – Unser Leben nach dem Amoklauf

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Autoren: Marie Bader, Marie-Luise Braun, Steffen Sailer, Annabell Schober, Jennifer Schreiber, Pia Sellmaier in Zusammenarbeit mit Daniel Oliver Bachmann
Preis: 9,99 €
Seitenanzahl: 162
Verlag: Arena

Ich saß jetzt eine Ewigkeit vor dem leeren Dokument und wusste nicht, was ich schreiben sollte, von daher schreibe ich jetzt einfach drauf los. Wie eine normale Rezension würde dies wahrscheinlich ohnehin nicht funktionieren.

Der Klappentext: 
Winnenden. Die Stadt nahe Stuttgart wird für immer verbunden sein mit dem 11.März 2009, dem Tag des Amoklaufs. Das, was für immer unfassbar und unbegreiflich bleiben wird, versuchen in diesem Buch sechs Betroffene zu erzählen. Fünf Jugendliche und eine Lehrerin berichten davon, wie sie den Tag des Amoklaufs erlebten und mit diesen Erinnerungen weiterleben. 

Weiteres zum Inhalt:


Marie verliert ihre Freundin, mit der sie am Tag des Amoklaufs Plätze getauscht hat, wäre dies nicht geschehen, wäre sie nun tot. Als sie aus dem Fenster springt, bricht sie sich einen Wirbelfortsatz und wird wohl auf ewig Schmerzpatientin bleiben.

Steffen ruft als erster die Polizei, versucht einem der Mädchen zu helfen. Doch für Jana kommt jede Hilfe zu spät.

Annabell geht zwar nicht auf die Albertville-Realschule, dafür aber ihre große Schwester Jana.

Pia kommt aus der Grundschule nach Hause und versteht nicht wirklich, was passiert ist, bis sie Annabell schreien hört und begreift, dass Jana nie wieder nach Hause kommen wird.

Jenny entkommt der Kugel nur knapp, weil ihre Referendarin Frau Schüle dazwischen stand.

Marie-Luise Braun versucht ihre Schüler zu beruhigen und die Verletzten so gut es geht zu versorgen, doch bei einigen kommt jede Hilfe zu spät, wie bei Jana.

Am 11.März 2009 betritt Tim Kretschmer die Albertville-Realschule mit einer Kriegswaffe in den Händen, mit der er sogar durch Wände schießen kann. 15 Menschen sterben. Tim erschießt sich selbst.

Meine Meinung:
„Die Schüler von Winnenden“ ist kein gewöhnliches Buch. Es ist ein Augenzeugenbericht zusammengestellt aus den Berichten von sechs Menschen. Immer wieder wechselt  es zwischen den Erzählern hin und her und alle hängen miteinander zusammen, auf die ein oder andere Art und Weise.
Ich habe mehrfach angefangen zu weinen, weil aus den Berichten, die Trauer, Angst und Verzweiflung der Betroffenen spricht.
Ich wollte mir eigentlich nie Gedanken über Amokläufe machen, weil ich selbst ein Mensch bin der wenig Vertrauen zu seinen Mitmenschen hat und ich wollte meine Ängste nicht weiter schüren. Wenn ich nichts oder nur wenig drüber weiß, dann sehe ich nicht überall eine Gefahr. Aber in den letzten Jahren tauchten vermehrt Bücher über Amokläufe auf und so kam ich einfach nicht daran vorbei. Mit Anna Seidls Jugendroman „Es wird keine Helden geben“ fing es an. Seitdem lies mich das Thema doch nicht ganz los und als ich „Die Schüler von Winnenden“ sah, wusste ich, ich wollte dieses Buch lesen.  Man kann sich nicht vorstellen, wie schlimm es wirklich sein muss, in einem Gebäude zu sein, wenn plötzlich Schüsse fallen. Das Besondere an Tim K. war nun, dass er ausgerechnet eine Waffe hatte, mit der man durch Wände schießen konnte, sonst würden heute vielleicht noch ein oder zwei seiner Opfer leben…
Nüchtern betrachtet ist dies ein Buch, dass viel Emotionalität enthält.
Bei Interesse am Thema Amoklauf kann man dieses Buch ruhig lesen, bei Betroffenen ist es vielleicht nicht angebracht. Ich bin nun wirklich kein Mensch, der viel weint, aber fast bei jeder Seite liefen Tränen über meine Wangen. Dieses Buch zeigt aber auch die Ungerechtigkeit im Gerichtssystem… und die Hartherzigkeit mancher Menschen, wie bspw. Tims Vater, der sich nicht einmal bei den Opfern entschuldigt hat, obwohl er es war, der seinem Sohn das Schießen beibrachte und die Waffen unzureichend gesichert lagerte.
Abschließend ist zu sagen, es ist ein aufwühlendes Zeugendokument, das vermutlich mehr Menschen lesen sollten, die für Waffen sind und keine große Gefahr in Amokläufen sehen…

5 Kommentare

  • Anonym

    Danke für diese Rezension, die ich jetzt nur durch Zufall gesehen habe.
    Dieses Thema ist irgendwie allgegenwärtig aber trotzdem versucht man, sich gar nicht so viele Gedanken darüber zu machen.

    Wie kann es sein, dass ein Schüler überhaupt an solche Waffen kommt?

    Wie kann es sein, dass man in dem Alter schon so viel Gewaltpotenzial in sich trägt?

    Wie kann es sein, dass ein Vater sich noch nicht mal die Zeit nimmt, mit den Opfern zu sprechen und sich zu entschuldigen?

    Übrig bleibt sowieso wieder nur Fassungslosigkeit.

    Dieses Buch werde ich mir auf alle Fälle direkt bestellen.
    Danke dafür

    Ich bin bei Facebook als Bianca Schweizer zu finden

    • Ronja

      Hallo Evy,

      es war auch wirklich heftig, aber ich bin doch irgendwie froh, dass ich es gelesen habe, weil es eben auch viele Dinge beleuchtet, die man sonst ja gar nicht mitbekommt. Die Medien sind meistens ja nur auf Dinge aus, die auch Quoten bringen.
      Ich kann allerdings auch jeden verstehen, der sagt, ich möchte es nicht lesen.
      Mir passiert es auch wirklich selten, dass ich beim Lesen weine.
      Liebe Grüße aus der Bücherstöberecke